Im Gespräch #3: Was heißt gute Führung?

In dieser neuen Podcast-Folge gehe ich in einen intensiven Dialog mit meinem wunderbaren Kollegen Stefan Günther zu dem Thema „Was genau bedeutet eigentlich gute Führung?“
Was brauchen Mitarbeiter heute, um Eigenverantwortung zu übernehmen und langfristig motiviert zu bleiben? Wie können Führungskräfte ihr Team sinnvoll unterstützen und ihre Rolle authentisch füllen? Und was können wir als Coaches und Trainer tun, um die Entwicklung als Individuum und als Team zu ermöglichen und positiv zu fördern?
Diese und weitere Impulse diskutieren wir anhand unserer langjährigen Trainererfahrung ausführlich und wie immer: echt, ungeschnitten und authentisch!
Zum Interview geht es hier!

Hier sind die Infos zur Stefan Günther: https://in-verbindung-führen.de/

Alle Infos zu mir findet Ihr hier: https://www.schmiegelt-coaching.de/
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SPIRITUELLER OVERKILL

2020 soll alles besser werden!

Sabine ist hochmotiviert für das neue Jahr.
Schließlich ist es nicht irgendein Jahr, nein, es ist ein neues Jahrzehnt, und deshalb muss es jetzt endlich mal vorwärts gehen und zwar irgendwie mit Allem. 2020 steht für sie im Zeichen der endlich erfolgreichen Partnerfindung in der Mainmetropole Frankfurt, dem lange ersehnten Karriereschub und vor allem der inneren Selbstoptimierung. Sie möchte jetzt endlich zu sich selbst finden, authentisch für sich einstehen, ihr Wunschgewicht halten, Gelassenheit erlangen, kreativ  und selbständig ihr Leben gestalten.
Dafür hat Sie bereits Einiges unternommen. Sie hat einige Coachings durchlaufen, online-Kurse absolviert, verschiedene Retreats gebucht und zuhause eine kleine Bibliothek von Büchern zum Thema Persönlichkeitsentwicklung gesammelt. Die Yoga-App ist installiert, das Low-Carb-Kochbuch gekauft, zusätzlich möchte Sie täglich meditieren. Sich selbst zu empowern und die innere Mitte zu finden steht für sie an erster Stelle. 2020 ist das perfekte Datum für diesen Neuanfang.

Sabine ist gestresst.
Auch wenn Sie das alles zwar irgendwie will, fühlt sie sich davon überfordert. Bei allen anderen scheint das so einfach zu gehen. Die sich selbst äußerst erfolgreich vermarktenden Coaching-Influencer strahlen vor ihrer Teetasse sitzend auf ihren Homepages um die Wette und vermitteln den Eindruck, dass alles pure Liebe, Energie und Leichtigkeit ist und sie nichts und niemand aus der Ruhe bringt. Wirklich zu beneiden. Wie soll sie das als Normalo jemals schaffen? Und dabei hat sie doch schon so viel ausprobiert und an Wissen angehäuft. Aber die wahre Erleuchtung, das spirituelle Aha-Erlebnis will sich einfach nicht einstellen. Aber genau das ist doch nötig, damit sich auch in allen anderen Lebensbereichen etwas positiv bewegt, oder?
Wo ist denn jetzt die allseits gepriesene Achtsamkeit? Selbst im Wald muss man jetzt offensichtlich „baden“ statt zu laufen. Wer soll da noch durchblicken? Es ist deprimierend.

Das Problem

Sabine leidet an einem sehr aktuellen Phänomen in Zeiten der niemals enden wollenden Selbstoptimierung. Sie hat einen Selbstentwicklungs-Overkill. Sie hat hier überkonsumiert, wollte alles besser machen, sich endlich finden, und hat am Ende das Gefühl sich irgendwie verloren zu haben, da sie jetzt gar nicht mehr weiß, was für sie der richtige Weg ist.
Es herrscht eine neue Dimension der umfassenden Erleuchtung – zumindest, wenn man den sozialen Netzwerken, Reportagen und zahlreichen Zeitschriften Glauben schenken mag. Genau jetzt sind die Weichen zu stellen für noch mehr Dankbarkeit, totale Gelassenheit, die perfekte Ernährung, die ultimative Beziehung, alles erhellende Spiritualität –  alles aber natürlich mit einer großen Portion „Hygge“, um im „Flow“ zu bleiben und seine „Happiness“ zu wahren. Alles klingt so einfach, sieht so mühelos und perfekt Instagram-gefiltert schön aus – und ist doch so anstrengend.

Was ist hilfreich?

Alles davon hat seine Berechtigung, alles kann hilfreich sein. Hier wird ein aktuelles Bedürfnis unserer Gesellschaft nach mehr Ruhe und Erfüllung erkannt und offenbar bedient. Aber wie überall gilt es für uns das richtige Maß zu finden, das uns wirklich gut tut. Und das bedeutet, dass wir tatsächlich genau das tun sollten, was uns diese ganzen Angebote eigentlich vermitteln: Unser eigenes Ding machen um in Ruhe herauszufinden, was wir individuell brauchen. Um ein für uns erfülltendes Leben zu führen, vollkommen egal, was der Nr. 1 Podcast oder das glänzendste Magazin uns weismachen wollen. Davon abgesehen, dass auch hier niemand das Rad neu erfindet, sondern es nur geschickt neu benennt und auf verschiedene Arten hübsch verpackt.
Wir alle schreiben unsere eigene Geschichte, und wie jede gute Geschichte, wird sie Höhen, Tiefen und ruhige Passagen haben. Das wird und darf uns niemand abnehmen, kein Influencer, kein Guru, kein Coach. Allein wir sind der Autor und tragen die volle Verantwortung. Teil dieser Verantwortung ist, in Ruhe zu wählen, was wir wollen, brauchen und loslassen wollen. Und genau darin liegt unsere größte Freiheit, unser eigenes Leben mutig so zu erschaffen, wie es uns entspricht und gefällt.

Das Ziel

Sabine möchte eigentlich nur ihre Ruhe haben und den inneren Druck der Selbstoptimierung loswerden. „Vielleicht sollte ich einfach mehr spazierengehen“, meint Sie, als sie bei mir in der Praxis sitzt. „Alles mal sacken lassen und das neue Jahr einfach beginnen.“
„Spirituelles Detoxing, einfach nur mal durchatmen und Spaß haben“, sagt sie dann lachend.
Das klingt doch nach einem sinnvollen Start in ein neues Jahrzehnt!

Ich wünsche Ihnen allen ein gesundes und zufriedenes neues Jahr!

Foto: Kirsten Schmiegelt