Ganz bei mir ankommen! Das Wunder der Meditation

Im Gespräch mit meiner Kollegin und Meditationscoach Anja Lüders.

Anja kommt ursprünglich aus dem schönen Harz und hat sich vor 18 Jahren in Baden-Württemberg ein neues Leben aufgebaut. Coaching und Meditation sind die letzten Jahre ihre intensiven Begleiter, und ich freue mich sehr, dass sie uns durch dieses einfühlsame Interview in die Meditation und ihre Wirkung eintauchen lässt.

Anja, Du hast Dich in Deiner Arbeit u.a. auf Meditation spezialisiert. In einem griffigen Satz: Wie definierst Du Meditation?
Meditation bedeutet für mich: Auf dem kürzesten Weg aus der kognitiven Welt auszusteigen, Verbindung zu sich aufzunehmen, zum Kraftort, seinem Herz und der Seele.

Warum fasziniert Dich dieses Thema so?
So viel wird über Meditation gesprochen und mein Ziel war es Eingangs, dieses ganz Besondere zu finden. Da ich diesen umworbenen Zustand nicht erreichte, habe ich dieses Medium erstmal wieder aus den Augen verloren. Nach Jahren stieß ich erneut auf Meditation und wollte mehr wissen. So habe ich verschiedene Arten ausprobiert, sämtliche Lektüren gelesen und schließlich auch meinen Meditations-Coach absolviert. Ich habe mittlerweile dadurch eine andere Meinung über Meditation. Aus heutiger Sicht fasziniert mich, wie viel Macht die Innenschau hat, wenn wir offen sind und nichts erwarten oder erzwingen. Wie viel Heilung darin steckt.

Welche positive Wirkung hat Meditation, und warum kann Sie für uns speziell in Krisenzeiten so hilfreich sein?
Diese Art von Achtsamkeit kann viele gute Wirkungen haben. Sei es, dass sie Stresshormone und Angstgefühle reduzieren kann, wir es schaffen können aus unserem Gedankenkarussell auszusteigen, zu mehr Bewusstsein und Vertrauen führen, oder auch positiven Einfluss auf verschiedene Krankheitsbilder haben kann. Ich sage auch: „Je lauter und stürmischer es im Außen ist, desto ruhiger und geordneter sollte es in uns sein!“ Und das zeigt sich gerade in turbulenten Zeiten. Ich kann mir mit Meditation ein stabiles inneres System aufbauen, dass mich befähigt, negative äußere Einflüsse von mir abzuhalten, oder diesen Zeiten kraftvoller zu begegnen, um schneller wieder aus diesen herauszutreten. Es schafft, bewusst und achtsam mit mir umzugehen.

Kannst Du eine persönliche Erfahrung teilen, wo Meditation für Dich besonders heilsam und unterstützend war?
Ja, natürlich. Ganz besonders heilsam war diese für mich, im Umgang mit Vergebung. Durch die Meditationspraxis schaffte ich es, alte Konflikte zu lösen. Mich von Erwartungen, Wertungen und Verletzungen zu trennen. Gefühle wie Wut, Angst und Trauer loszulassen. Infolgedessen, kann ich nun mit den betroffenen Personen ganz frei umgehen. Habe eine neue Basis geschaffen und trage diesen nichts mehr nach. Meditation unterstützt mich auch dabei, mir regelmäßig Erholungs- und Regenerationsphasen des Alltags zu sichern. Ich nehme dadurch Verbindung zu mir auf und kann leichter auf meine Intuition hören. Denn unsere „Entscheidungen und Handlungen aus dem Bauch“ sind ja nicht umsonst die Richtigen und so bewährt.

Welche unterschiedlichen Arten von Meditation gibt es, und wie finde ich die richtige für mich?
Mir sind einige verschiedene Meditationsarten bekannt. Um ein paar gängige zu nennen: Atemmeditation, Klangmeditation, Gehmeditation, Zazen-Meditation, Metta-Mediation, Transzendentale Meditation, aber auch Bodyscan, Progressive Muskelrelaxation, Vipassana/Achtsamkeits-Meditation, Mudras und einige mehr. Ich glaube, die eine richtige Art zu meditieren gibt es nicht. Vielmehr ist es wichtig auf sein Gefühl oder Impuls zu hören. Es einfach auszuprobieren und sich zu öffnen. Wenn es sich gut anfühlt, wird es auch gut sein. Ich zum Beispiel meditiere auch nicht immer auf die gleiche Art. Ich höre da auf meine innere Stimme, was sich richtig in dem Moment für mich anfühlt. Und das passt immer.

Wenn ich beginnen möchte zu meditieren, wie kann ich das am besten tun? Soll ich mich einer geführten Gruppe anschließen, reichen Videos aus? Was empfiehlst Du?
Für den Start halte ich geführte bzw. angeleitete Meditationen am geeignetsten. So habe ich jemanden an der Hand, der mich sozusagen einlernt und mir unterstützend zur Seite steht.
Grundsätzlich gibt es keine Vorgaben und es kann per Video, Podcast , CD oder in Einzel- oder Gruppensitzungen begonnen werden. Ich habe beispielsweise in einer kleinen Gruppe gestartet. Dies hat mir geholfen einen Einblick, erste Kenntnisse und eine gewissen Sicherheit zu bekommen.

Meditation hilft uns dabei, uns in uns selbst zu versenken und die Welt um uns herum auszublenden und unsere Gedanken zur Ruhe kommen zu lassen. Ich nehme an, dass jeder, der Meditation ausprobiert, sehr schnell merken wird, dass diese Selbstversenkung und vor allem das „nicht denken“, ziemlich schwierig umzusetzen ist. Wie gelingt Dir das, und welche Tipps kannst Du uns dazu geben?
Als aller erstes fällt mir dazu ein, sich keinen Druck zu machen und geduldig dranzubleiben. Den Kopf auszuschalten geht nicht von heute auf morgen. Sind wir doch in einer eher gehetzten, kognitiven Welt. Für das „nicht denken“, bedarf es ein wenig Übung und Routine. Auch ich habe Tage, an denen es bei mir nicht so „klappen mag“. Allerdings ist das ebenso ok. An solch einem Tag hilft es mir, meine Gedanken nicht zwanghaft unterdrücken zu wollen, sondern zu beobachten. „Was kommt da für ein Gedanke? Und, oh, noch einer.“ Die Gedanken anzusehen ohne ihnen Bewertung zu geben. Ihnen die Möglichkeit zu geben weiterzuziehen. Gerade an diesen Tagen breche ich nicht ab und danke mir nochmal besonders, dass ich mir die Zeit genommen habe und geduldig war.

Wie kann ich trotz dieser anfänglichen „Misserfolge“ am Ball bleiben?
Wie oben schon genannt, halte ich es für wichtig, gerade am Anfang, nicht gleich den Kopf in den Sand zu stecken. Gib dir Zeit! Für so viele Dinge haben wir Geduld und Ausdauer, aber für uns nicht mal 10 min am Tag? Wie schnell haben wir denn Fahrradfahren gelernt? Wie oft sind wir gescheitert und trotzdem immer wieder aufgestiegen? Genauso dürfen wir das auch beim Meditieren sehen. Übung macht den Meister! Zusätzlich halte ich es auch für super wichtig ohne Erwartungen in die Meditation zu gehen. Je weniger Erwartungen wir haben, desto mehr können wir begeistert werden und Erfolge erleben. Ich bedanke mich nach jeder Meditation bei mir selber. Das schafft Respekt und Freude für die nächste Übungseinheit.

Gibt es eine Tageszeit, die sich besonders gut eignet, um zu meditieren?
Ich meine gelesen zu haben, dass sich die frühen Morgenstunden am besten zum Meditieren eignen, da der Geist da noch ruhig und klar ist. Auch hier ist es wieder individuell. Ich halte Meditation zu jeder Tageszeit für empfehlenswert. Am Abend hilft sie durchaus auch zum Abschalten und unterstützend beim Einschlafen.

Wie sollte meine Umgebung gestaltet sein, um die Wirkung von Meditation zu unterstützen? Hilfst uns Musik dabei oder eher totale Stille?
Um zu meditieren braucht es grundsätzlich nur dich und den Ort deiner Wahl. Um leichter in die Entspannung zu tauchen, ist es wichtig keinen Zeitdruck oder direkt anstehende Termine zu haben. Unterstützend sind auch: nicht gestört zu werden, den Raum ggf. etwas abzudunkeln, bequeme Kleidung und eine Position, in der du während dessen gut bleiben kannst.  Räucherwerk und entsprechende Dekoration können das Gesamtempfinden unterstreichen. So wie bei einigen vorherigen Punkten, darf auch hier jeder für sich wählen. Je nach Stimmungslage mag ich mal Musik und mal die absolute Stille. Ich variiere dabei mitunter. Brauche ich Antworten und Entscheidungshilfen, dann entscheide ich mich für Letztere – die Stille. Dient mir die Meditation eher zum Stressabbau und die Gedanken zu beruhigen, lasse ich passende Musik dazu laufen.

Wie kann ich den inneren Schweinehund überwinden und anfangen?
Wahrscheinlich ist es hilfreich nicht gleich das große Ganze zu fordern, dass kann schnell entmutigen. Wenn ich ein Warum habe, schaffe ich mir schon mal eine positive Grundeinstellung. Tägliche Erinnerungen zum Beispiel ins Handy unterstützen zusätzlich. Feste Termine für Live Meditationen geben auch eine gewisse Disziplin vor.
Meiner Meinung nach kostet es nicht viel Überwindung, wenn ich es wirklich praktizieren und etwas bei mir ändern oder mir etwas Gutes tun möchte. Sobald Zwang dahinter steckt, ist es nicht die richtige Methode für mich, oder nicht der passende Zeitpunkt.

Was möchtest Du unseren Lesern mit auf den Weg geben?
Mein persönlicher Tipp ist, sich nicht von zu vielem Drumherum abschrecken zu lassen und offen zu sein. Oft höre ich, was bei der Meditation alles ein Muss ist und das kann dazu führen, gar nicht erst in die Umsetzung zu kommen. Ich kann nur raten auf seine innere Stimme zu hören. Die Positionen oder Art zu wählen, die sich für jeden Einzelnen richtig anfühlt. Und ganz wichtig: anfangen! Nur wer es ausprobiert, ich empfehle etwas immer mindestens drei mal zu testen, kann auch herausfinden, ob es eine passende Möglichkeit für sich ist. Schon allein 10 Minuten der Stille haben eine so magische Wirkung! Meditation ist Zeit für sich allein. Nimm dir diese wertvolle Zeit!

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