MUT ZU KULTUR!

MUT ZU KULTUR!

Versus die Angst vor Visionen und Werten

Es gibt wenige Themen, bei denen ich mit meinen Business-Gesprächspartnern so viel Einigkeit erfahre, wie über den Punkt, dass tragfähige Werte und eine authentische Kultur für Unternehmen essentiell wichtig sind, um kompetente Mitarbeiter zu engagieren und dauerhaft zu halten. Genauso viel Zuspruch erhalte ich dafür, dass ich meine Schwerpunkte auf diese Themen im Rahmen meiner Business-Coachings lege.

Ja, Sie haben vollkommen Recht, ohne eine überzeugend gelebte Kultur geht gar nichts. Werte sind nicht nur wichtig, sie sind sogar die Voraussetzung, um als Unternehmen authentisch wahrgenommen zu werden. Eine stimmige Unternehmensvision ist das A und O, besonders auch bei den Themen Führungskräfte- und Mitarbeiterentwicklung. 

Ja, meine Damen und Herren, Sie haben ja so Recht!

Über zu wenig theoretische Erkenntnis und Einsicht können wir uns bei diesem Thema wirklich nicht beschweren. Unzählige Publikationen werden dazu täglich veröffentlich. Auf fast jeder Unternehmenshomepage finden wir meist in sehr blumigen Worten, welchen Werten, welcher Ethik das Unternehmen folgen will und was Mitarbeiter erwarten dürfen. Von „spannenden Dynamiken, „Spaß an der Sache“ und einem „inspirierenden Miteinander auf Augenhöhe“ ist dann oft die Rede. Aber was genau soll das heißen? Welche Vision des Unternehmens verbirgt sich dahinter konkret? Die Themen Werte und Kultur sind „heiß“, darüber lässt sich wunderbar bei Networking-Veranstaltungen philosophieren. Ich persönlich kenne niemanden, der nicht begeistert mit einstimmt, wenn diese Schlagworte zur Sprache kommen. Dass Mitarbeiterbindung, Führungskräfteentwicklung und das Leben authentischer Werte von der Management-Ebene top down prioritäre Themen sind, steht außer Frage. Irgendwie…

Das Problem ist, dass eine irgendwie geartete Vision oder irgendwie vorhandene Werte kein tragfähiges Fundament bilden können, um den aktuellen und künftigen Herausforderungen erfolgreich zu begegnen. Das versteht sich eigentlich von selbst.

WARUM WERDEN KULTUR UND WERTE DENNOCH IMMER WIEDER VERNACHLÄSSIGT?

Kultur, Werte und Visionen sind zunächst wenig greifbar. Ihre positive Wirkung zunächst schwer messbar. Dazu kommt die unangenehme Vorahnung, dass das nachhaltige Definieren derselben mit Zeit und Aufwand verbunden ist. Sofortiger Widerstand seitens des Managements ist oft die Konsequenz. So lange es irgendwie funktioniert, wird nichts geändert. Wir haben auch so wenig Zeit, das Tagesgeschäft muss ja laufen (muss es auch!), da bleibt für solche „soften Themen“ wie das Entwickeln einer wirklichen Vision und die Definition stimmiger Werte kaum Raum. Deshalb geht es weiter wie gehabt, auch wenn Führungskräfte überfordert und Mitarbeiter zunehmend orientierungslos und demotiviert sind. Ein fataler Fehler!

Ich kann aus meiner Erfahrung als Coach sagen, dass die Bereitschaft, sich überdurchschnittlich zu engagieren, bei den allermeisten Mitarbeitern, egal auf welcher Ebene gegeben ist. Was jedoch oft fehlt, ist das Erkennen eines Sinns in der eigenen Arbeit, die Identifikation mit dem Unternehmen und das Gefühl, einer gemeinsamen Vision zu folgen und dazu einen wertvollen Beitrag zu leisten. Genau das sind aber letztlich die Motoren, die uns alle antreiben. Stattdessen höre ich seitens der Management-Ebene oft den Satz:

Den Mitarbeitern muss doch klar sein, wofür unser Unternehmen steht und was sie machen sollen! Das ergibt sich doch von selbst!

Woher soll diese Klarheit denn kommen?

Was vermisst wird, ist eine überzeugende, leitende Unternehmenskultur, die Mitarbeiter fördert, motiviert und zur Weiterentwicklung herausfordert. Aber statt hier den fruchtbaren Boden für nachhaltige Entwicklung und eine starke Identifikation zu bereiten, werden meistens (wenn überhaupt) pro forma Gießkannen-Angebote gemacht, um sich mit dem Gedanken zu beruhigen, zumindest „irgendetwas“ in diesem Bereich getan zu haben: Ein Standard-Kommunikationstraining hier, ein 0815-Führungskräftetraining dort, ein Hochseilgarten-Teambuilding-Event zur Abwechslung. Die Kataloge etablierter Anbieter sind voll von solchen Angeboten. „Überraschenderweise“ haben diese Maßnahmen meist keinerlei nachhaltige Wirkung. Wie auch, wenn Sie nicht in Übereinstimmung und auf dem Boden einer fundierten Unternehmenskultur (die ja meistens leider nicht existiert) maßgeschneidert konzipiert werden? Unternehmenskultur lässt sich nicht einkaufen, sie muss nachhaltig aus dem Unternehmen heraus entwickelt werden. Nur so kann Sie ihre positive Wirkung innerhalb und außerhalb des Unternehmens entfalten.

VORBEHALTE SIND VERSTÄNDLICH ABER NICHT ZIELFÜHREND

Ich kann sehr gut nachvollziehen, dass unter dem Druck des Tagesgeschäfts Vorbehalte bzgl. des Aufwands bestehen, den eine fundierte Kultur- und Wertearbeit mit sich bringen kann. Vorab: Der Zeitaufwand für das Definieren einer Unternehmensvision kann durchaus überschaubar sein. Auch hier gilt: Sobald man sich einmal dran gemacht hat, fließt vieles unkomplizierter als man anfangs gedacht hat. Diesen Prozess strukturiert und zielführend zu moderieren ist unter anderem meine Aufgabe als Coach. Es geht hier nicht darum, sich wochenlang einzuschließen und Romane über Visionen zu schreiben, die dann überall im Unternehmen an die Wand gepinnt werden (O-Ton eines Managers), sondern darum, eine Vision stimmig und prägnant in wenigen Sätzen definieren. Diese Vision und die damit verbundenen Werte sind die unverzichtbare Basis für eine authentische und zukunftsorientierte Entwicklung. Themen wie offene Kommunikation, Wertschätzung sowie Teilhabe und individuelle Förderung können hier wichtige Komponenten sein. Nur wenn ein Unternehmen klar darstellen kann, wofür es steht, welche Werte es täglich lebt und wie seine Kultur konkret im Alltag umgesetzt wird, schafft es ein starkes Profil und wird sich dementsprechend positiv vom Großteil der Konkurrenten im Kampf um qualifizierte Mitarbeiter abheben. Diese kulturelle Positionierung zu schaffen, erfordert Bereitschaft zu Reflektion, Lust auf Innovation und ein gewisses Maß an Zeit zur Implementierung.

Was vielen Unternehmen fehlt, ist hier nicht die Erkenntnis, sondern der Mut, diesen Prozess anzustoßen. Wer sich für den Weg einer starken Vision entscheidet, wird den Mehrwert auf allen Ebenen schnell erkennen.

Ich unterstütze Sie dabei.