Komm auf den Punkt und nimm mich mit! Kraftvolles Storytelling, starke Bilder, klare Aussagen

Kraftvolle Stories, starke Bilder

Bla bla bla blupp blupp bla….
Worum geht es hier eigentlich? Diese Frage stellt sich Sven nicht zum ersten Mal, als er wieder in einem Meeting sitzt, das als verpflichtend angesetzt wurde und letztlich keine mehrwertschaffenden Informationen oder Ideen liefert.
Irgendwelche vorher-nachher-Zahlen werden in einer vollkommen langweiligen bilderlos aufbereiteten Powerpoint-Präsentation gezeigt, irgendwas soll sich personell verändern in „absehbarer Zeit“. „Man wolle sich vorbereiten, einfach würde es nicht werden“. Worum es aber konkret geht, wird nicht ersichtlich – und die Körpersprache des Sprechers wirkt so linkisch die einer Marionette, die nur an einem Faden hängt. Liebend gern hätte Sven eine Taste, mit der er das Szenario vorspulen könnte. Die ganze Veranstaltung verbreitet Unsicherheit, Unmut und Demotivation. Pure Zeitverschwendung, ärgerlich und irgendwie auch respektlos vom Initiator gegenüber den Teilnehmenden.
Sven ist genervt – zu Recht. Er möchte wissen, was das konkrete Thema ist, was es mit ihm persönlich zu tun hat, wenn er schon beim Meeting dabei sein soll. Und er möchte abgeholt und mitgenommen werden, um einen persönlichen Bezug zum Thema und seinen damit verbundene Handlungsoptionen aufzubauen.
Warum reden so viele Menschen so lange, ohne wirklich etwas Wichtiges zu sagen?
Warum fällt es so vielen Menschen schwer, auf den Punkt zu kommen – und zwar schnell?
Und die damit verbundene Frage: Geht es nicht auch besser?

Ja, es geht besser! Und zwar mit maßgeschneidertem kraftvollem Storytelling!

Hand aufs Herz: Wie häufig sind wir Zeuge von Gesprächen, Meetings und Veranstaltungen, bei denen unglaublich viel gesprochen wird und nur wenig greifbare Inhalte vermittelt werden? Wie oft merken wir, dass bei derartigen Situationen unser Puls hochgeht und unsere innere Stimme den Sprechenden antreiben will: „Komm endlich zur Sache, komm auf den Punkt! Meine Zeit ist kostbar, Du langweilst mich!“.
Das letzte, was wir vermutlich möchten, wenn wir etwas erzählen, ist, unseren Gesprächspartner zu langweilen. Aber das kann schnell passieren, zumal unsere Aufmerksamkeitsspanne dank der ständigen digitalen Reizüberflutung sowieso immer kürzer wird. Die Versuchung der Ablenkung ist einfach zu groß geworden.

Was ist Storytelling und wie kann es hier Abhilfe schaffen?

Storytelling ist keine „Märchenstunde“. Storytelling ist eine kreative, kraftvolle und strukturierte Methode, um Inhalte prägnant, emotional und nachhaltig an die individuelle Zielgruppe zu vermitteln. Storytelling schafft es, eine griffige punktgenaue Kernaussage zu definieren und diese in eine stimmige Handlung einzubetten, welche ihre Zielgruppe abholt und mitnimmt. Eine Kernaussage ist im Idealfall ein einziger punktgenau formulierter Satz. Kein Geschwafel, kein Abschweifen in unwichtige Details.
Und da jede gute Geschichte Bilder in unseren Köpfen erzeugt, welche wir uns langfristig merken, arbeitet Storytelling weniger mit Zahlen, Daten und Fakten sondern vor allem mit Bildern und Metaphern, um eine emotionale Wirkung zu schaffen. Mit Bildern geht unser Gehirn sofort emotional in Resonanz. Das Geheimnis einer guten Story liegt darin, die gut verständlichen Inhalte mit passenden Bildern zu kombinieren und zu verstärken. Hierbei liegt die Betonung auf „passend“: Wer z.B. eine Erfolgsstory erzählen möchte, sollte als Metapher für Erfolg nicht die Titanic nehmen. Klingt logisch, oder?

Bilder sagen mehr als Worte.

Tatsache ist aber, dass sich viele eigentlich gute Stories selbst ins Abseits schießen, da sie an den falschen Bildern scheitern und keine Kongruenz zwischen Bildern und Kernaussage schaffen. Ein Coach, der damit wirbt, Klienten zu mehr Optimismus zu verhelfen, auf seiner Homepage aber dunkle, neblige Naturbilder verwendet, hat die Wirkung von Bildern und die in diesem Fall entstandene Dissonanz von Kernaussage und Bildsprache nicht berücksichtigt. Bei Interessenten wird ein Gefühl der Irritation zurückbleiben, und das ist keine gute Ausgangssituation. Dass ein Bild grds. ästhetischen Ansprüchen genügt, ist leider kein Garant für eine nachhaltig erfolgreiche Story.
Ein Trainer, welcher sich selbständig machen möchte, bei seiner Akquise aber als erste Kernaussage betont, dass er noch ganz neu und unerfahren ist, erzählt damit höchstwahrscheinlich nicht die „Story“, welche seine Zielgruppe hören möchte, um Vertrauen aufzubauen. Er erzeugt mit diesem Fokus das Bild mangelnder Kompetenz und somit beim Gegenüber ein Gefühl der Verunsicherung.

Eine gute Story erzählt keine Lügen!

Aber sie vollzieht einen empathischen Perspektivwechsel auf die Seite des Empfängers und nimmt sich Zeit, die Bedürfnisse der Zielgruppe zu identifizieren und anzusprechen. Es wäre also sinnvoller, wenn unser Trainer oben bei der Akquise für seine Zielgruppe Sicherheit durch eine solide Ausbildung und empathische Ansprache schafft als durch die von ihm favorisierte Selbstoffenbarung der Unerfahrenheit (welche vermutlich seinem eigenen Bedürfnis nach Nachsichtigkeit entspricht). Eine gute Story hält den Fokus auf den Adressaten, nicht auf den Storyteller.
Hierbei tut sich eine weitere spannende Frage auf: Welche Story erzähle ich eigentlich über mich selbst? Wie möchte ich wahrgenommen werden, und trägt die von mir vermittelte Story diesem Anliegen Rechnung? Wenn ich z.B. als selbstbewusst wahrgenommen werden möchte, mich in Vorstellungsgesprächen aber selbst als konfliktscheu und schüchtern bezeichne und Lob sofort selbstverständlich abwehre, erzähle ich meinem Gegenüber eine ganz andere Geschichte. Wenn ich gefragt werde, welches Tier ich als Führungskraft wäre und meine Antwort „Kaninchen“ lautet, habe ich vermutlich eine für diesen Kontext suboptimale Metapher gewählt. Möchte ich in meiner Partnerschaft mehr für meine eigenen Bedürfnisse einstehen, sehe mich selbst aber als dauerverfügbare Arbeitsbiene, ist auch hier meine innere Bildsprache inkongruent zu der von mir eigentlich beabsichtigten Kernaussage. Kongruenz von Inhalt und Bildern ist entscheidend!
Storytelling und die Arbeit mit passenden Bildern kann also nicht nur im Business-Kontext sondern auch im Bereich der persönlichen Weiterentwicklung unglaublich wertstiftend sein.
Einer guten Story gelingt es, eine kraftvolle, auf die Bedürfnisse der Zielgruppe abgestimmte Kernaussage in eine spannende Handlung einzubetten, die von emotional inspirierenden Bildern getragen wird. Dabei können wir gern auch auf gut bewährte Skripte wie z.B. die Heldenreise zurückgreifen. Wir müssen das Rad auch beim Storytelling nicht immer neu erfinden, wichtig ist, dass wir es zum Rollen bringen.
Dann werden die Zuhörenden interessiert, motiviert, bereichert und nachhaltig bewegt aus einer Veranstaltung rausgehen, eine Homepage betrachten, gebannt auf die Leinwand schauen.

Und was ist mit Sven?

Das Thema von Svens Meeting sollte eigentlich sein, die Teilnehmenden darauf vorzubereiten, dass in Zukunft zwei Teams zu einem zusammengelegt werden. Kein einfaches Thema.
Wahrscheinlich fühlte sich der Initiator des Meetings selbst nicht wohl dabei, diese Ankündigung zu machen, hatte sich zu wenig vorbereitet, hatte deshalb keine klare Kernaussage und flüchtete sich in schwammige Eventualitäten, statt adressatengerechten Klartext zu reden. Vermutlich hat er sich auch gar keine Gedanken gemacht, wie die Zielgruppe auf dieses Thema reagieren würde, welche Bedürfnisse die beiden Teams haben und wie er diese ansprechen und auffangen kann. Eventuell wollte er einfach sein eigenes Bedürfnis, dieses unangenehme Meeting „irgendwie rumzubekommen“ erfüllen und hatte keinen Kopf für den empathischen Perspektivwechsel. Von einem passenden Bild, dass die Zusammenlegung der beiden Teams emotional positiv belegen könnte, ganz zu schweigen. Und genau das hat Sven gemerkt. Die Wirkung ist verheerend: Keine Klarheit, keine Motivation, ggf. jede Menge Spekulationen, Angst, lebhafter Flurfunk.

Wie hätte es besser laufen können?

Punkt 1: Die Vorbereitung einer guten Story braucht Zeit. Zeit, sich der eigenen Inhalte, der klaren Kernaussage sowie der individuellen Zielgruppe bewusst zu werden. Diese Zeit hätte sich der Initiator nehmen müssen.
Punkt 2: Eine klare Kernaussage zur Fusion der beiden Teams definieren. Z.B. „In Zukunft werden wir unsere Kompetenzen bündeln und in einem Team zusammenarbeiten“.
Punkt 3: Herausfinden, welche Bedürfnisse die beiden Teams haben und wie diese durch eine entsprechende Storyhandlung adressiert werden Warum wurde diese Entscheidung gefällt? Was ist der Sinn dahinter, was der angestrebte Mehrwert? Wie kann das einzelne Teammitglied dazu beitragen? Nur eine Handlung, die das Team abholt, wo es aktuell steht, auf die Reise mitnimmt und das Ziel klar benennt, wird Kraft entfalten.
Punkt 4: Welche Metapher, welches Bild könnte für die Team-Fusion stehen? Ein Handshake, eine Fußballmannschaft, Hände, die einen Pokal hochhalten? Der Kreativität sind hier kaum Grenzen gesetzt – sofern das Bild die Kernaussage kohärent verstärkt statt ihr zu widersprechen!
Diese 4 Punkte gelten für alle Arten von Stories in jedem Umfeld. Wann immer wir etwas Wichtiges mitteilen möchten, helfen uns die Grundsätze des Storytellings, strukturiert, verständlich und packend auf den Punkt zu kommen – und im Gedächtnis zu bleiben. Als Storytelling-Trainerin bin ich jedes Mal wieder fasziniert, welchen riesigen Unterschied eine gute Story macht, besonders bei Themen, die eher schwergängig sind und Menschen in Bewegung bringen sollen. Gute Stories zu entwerfen ist ein unglaublich kreativer und für alle Beteiligten bereichernder Prozess, so als ob Du den wahren Schatz eines Themas entdeckst und für Deine ZuhörerInnen greifbar an die Oberfläche holst.

Investiere Deine Zeit in gute Stories, schlechte gibt es schon genug.

Frau mit ohne Stimme! Wie ich erfahren habe, wie viel ich eigentlich sagen möchte, wenn ich es nicht kann.

Trau Dich, laut zu werden!

Und was ich daraus für die Zukunft mitnehmen will.

Ich ohne Stimme.

Eine schwere Erkältung hat mich mal wieder dank einer Klimaanlage erwischt, und abweichend von meinen bisherigen Erkältungserfahrungen durfte ich mich diesmal weniger mit Schnupfen herumschlagen, dafür aber mit Halsschmerzen und einer Heiserkeit, die mich 3 Tage mit einem kompletten Stimmverlust „beschenkte“.
So oft reden wir heutzutage von Stille, die wir uns im Innen und im Außen wünschen, aber als ich zum still-sein verdammt war, fühlte sich das alles andere als gut an. In Zeiten, in denen wir gefühlt sowieso nur noch über Messenger-Dienste und dumme Emoticons kommunizieren und uns besonders gern unangenehmen Themen und direkter Konfrontation entziehen, sollte das mangelnde Reden eigentlich kein Problem sein, oder?Aber es war für mich ein Problem. Ein großes sogar. Reden ist Silber, Schweigen ist Gold – ich gebe ehrlich zu, dass sich meine stummen Tage weniger golden, dafür aber rostig und dumpf anfühlten.

Machtlos stumm.

Ich fühlte mich meiner unmittelbaren Wirksamkeit beraubt, konnte mich verbal nicht ausdrücken, fühlte mich machtlos. Und einsam. Als ob ich von allen Anderen durch eine dicke Glaswand getrennt wäre, und kein Laut zu ihnen durchdrang. Ich wollte so viel mitteilen, nicht alles bahnbrechend wichtige Dinge, aber viele kleine Themen, Fragen, Aufmerksamkeiten loswerden, in direkten Kontakt gehen – und es war unmöglich. Das Telefon blieb unbeantwortet, die Voicemail-Funktion ungenutzt, und der Gang zum Bäcker, um die Trost-Zimtschnecke zu holen, musste ausfallen.
Ich bin von einem unglaublich liebevollen, fürsorglichen und starken Netzwerk beschenkt. Natürlich war ich auch in diesen Tagen nicht wirklich einsam. Aber geschriebene Worte und Smileys können den direkten Austausch, den Klang einer Stimme, die zwischenmenschliche Energie und Nähe eben doch nicht ersetzen. Als ich wie ein junger Kuckuck das erste Krächzen wieder rausbrachte, war das tatsächlich, als wäre ich neu aus dem Ei geschlüpft. Nie hätte ich gedacht, dass drei Tage ohne Stimme so lang sein können.

Vom Müllschlucker zum Spiegel

Aber was nehme ich aus meiner stimmlosen Erfahrung mit?
In mir ist jede Menge los, unzählige Gedanken und Gefühle tanzen einen ständigen Tanz. Mal einen feurigen Tango, mal einen gemütlichen Walzer, meistens chaotischen Freestyle. Nicht alles ist der Rede wert, vieles erledigt sich von selbst und verändert sich ständig – himmelhoch jauchzend und zu Tode betrübt. Und ja, manchmal könnte es in mir durchaus stiller sein.
Viele Menschen, die mich nicht besonders gut kennen, kategorisieren mich als ruhig – und sind dann ganz überrascht, wenn ich mal laut werde. Das ist vollkommen in Ordnung. Nicht jeder muss und soll mich gut kennen, und ich empfinde das Wort „ruhig“ nicht als negatives Label, sondern gerade in diesen lauten Zeiten, wo sich jeder in den „sozialen“ Netzwerken  (meist unnötig) zu Wort meldet und sinnbefreite Plattitüden raushaut, als positives Merkmal. Ich erlaube mir häufig, erstmal zu beobachten und mir ein Bild zu machen, bevor ich mich äußere.

Aber ich habe viel zu sagen. Auf meinem Human Design Chart habe ich eine direkte Verbindung von meinem Selbst-Zentrum zur Kehle. Mir fällt es unglaublich leicht, Fremdsprachen zu lernen. Reden und mich ausdrücken können liegt in meiner Natur. Warum tue ich es dennoch manchmal nicht – auch wenn ich es könnte und sollte? Warum bleibe ich bisweilen gerade dann leise, wenn ich laut werden sollte? Gerade dann, wenn ich für mich und meine Bedürfnisse einstehen sollte, wenn mein ganzes Herz an einer Person oder einer Sache hängt und ich etwas oder jemanden so sehr will, dass es mir bisweilen den Atem raubt? Ist es die Angst vor Zurückweisung, vor Verletzung? Bleibe ich dann lieber still, um keine Angriffsfläche zu bieten, anstatt stimmlich Vollgas zu geben und mich klar zu positionieren? Und ist es wirklich besser, Frust und Enttäuschung wie ein Müllschlucker in mich rein zu fressen anstatt sie dem Anderen aktiv zu spiegeln?
Die aus der Passivität resultierende Lähmung in mir ist oft schwerer auszuhalten als die Reaktion des Anderen auf mein ehrliches Statement. Nichts ist frustrierender als die Frage: „Was wäre passiert, wenn ich mich getraut hätte, offen zu sprechen?“

Achte auf Deine Worte

Die berühmte Simone de Beauvoir sagte einmal:

„Frauen (Menschen), die nichts fordern, werden beim Wort genommen – sie bekommen nichts.

Und sie hat Recht damit: Wenn ich mir verwehre, laut zu werden, meine Stimme zu erheben, wo ich es wichtig finde, beraube ich mich jeder Möglichkeit zu Gestaltung und nehme mir selbst die Chance auf ein positives Ergebnis. Denn Achtung: Es könnte ja gut werden. Es könnte ja sein, dass ich das bekomme, was ich will – wenn ich die verdammte Angst vor der negativen Resonanz überwinde. Dies habe ich mir schon lange auf die Fahnen geschrieben. Mal gelingt es mir gut, mal darf ich noch üben.
Natürlich sagt sich das oft leichter, als es getan ist. Wer diesen Blog hier aufmerksam liest und hört, weiß, wie wichtig es ist, unsere eigenen inneren Muster zu erkennen und zu hinterfragen, um zu einer Veränderung unseres Verhaltens fähig zu sein.

Laut sein, wann ich es will

Ich muss nicht immer laut werden. Ich achte sehr genau darauf, meine Energie nicht zu verschwenden. In meinen Augen unwichtige und ergebnislose Konversationen gehe ich nicht ein. Ich muss nicht wie ein aufgeregter Hahn auf jeden Misthaufen springen und rumschreien. Ich beteilige mich nicht an unsinnigen Grundsatzdiskussionen, die von arroganter Silobildung und Dummheit geprägt sind. Ich habe nicht das Bedürfnis, mich ständig sichtbar zu machen, alles zu teilen – in Zeiten des digitalen Exhibitionismus bin ich damit offenbar Teil einer sehr kleinen Spezies geworden, die aber hoffentlich nicht vom Aussterben bedroht ist. Es gibt viele Gedanken und Gefühle, die ich gern mit mir selbst teile – oder mit einem sehr kleinen exklusiven Kreis.
Aber ich kann und werde laut werden, wenn ich will. Und ich will und werde in Zukunft öfter von dieser Fähigkeit Gebrauch machen.

Also danke Erkältung für diese Erkenntnis! Und jetzt darfst Du gern wieder gehen.

Ich habe diesen Artikel konsequent aus meiner ganz persönlichen Ich-Perspektive geschrieben, weiß aber sehr genau, dass das Thema „laut werden“ sehr viele von uns betrifft.

Lasst gern von Euch hören, wie Ihr dazu steht!

Bild: www.pexels.com

Im Gespräch #4: FAIR-Handeln in der Krise

Gute und fokussierte Kommunikation ist immer sinnvoll, aber gerade in Krisenzeiten, wo die Emotionen oft hochkochen, ist es besonders wichtig, Wertschätzung und Zielorientierung zu behalten. Wie das gelingen kann und wie man FAIR-handelt, diskutieren mein Kollege Volker Kleinert und ich in meiner neuen Podcastfolge!

Weitere Folgen und Blogbeiträge gibt es hier.
Alle Infos zu Volker findet Ihr auf seiner Homepage.

DIE BASIS GUTER FÜHRUNG: WERTSCHÄTZUNG IM UNTERNEHMEN

KEIN AUFWAND – RIESIGE WIRKUNG!

Wohl jeder von uns hat als kleines Kind beigebracht bekommen, „Bitte“ und „Danke“ zu sagen. Und auch, wenn uns der Sinn und die Wirkung dieser beiden Wörter in jüngsten Jahren wahrscheinlich wenig klar waren (und uns vielleicht sogar als lästiger Umweg zum gewünschten Ziel erschienen), haben wir gelernt, dass uns diese beiden Wörter das Leben ein bisschen leichter machen.
Frei nach dem Kategorischen Imperativ sollten wir unser eigenes Handeln so gestalten, dass wir es als allgemeines Gesetz akzeptieren könnten. Wir haben hoffentlich alle die Erfahrung gemacht, dass wir andere nett behandeln sollten, wenn wir möchten, dass mit uns ebenfalls freundlich umgegangen wird.
Und der Umgang fängt mit Kommunikation an. Diese kann sowohl verbal- als auch non-verbal erfolgen.

Der Ton macht die Musik

Ein freundliches Lächeln öffnet Türen, ein mürrisch-verkniffenes Gesicht öffnet nicht nur keine Türen, sondern kann diese sogar dauerhaft verschließen. Mimik und Gestik sind unumstritten umgangsbestimmende nonverbale Kommunikations-Faktoren, welche manchmal bewusst und oft unbewusst eingesetzt werden – manchmal mit gewünschtem und oft auch mit kontraproduktivem Ausgang.
Kontraproduktiv, weil unsere Mimik und Gestik ein Teil von uns sind, den wir nicht immer vollständig kontrollieren können. Reflexmäßig gucken wir vielleicht genervt, wenn uns ein Kollege immer wieder denselben Vortrag hält – und dieser fühlt sich dann (zu Recht) respektlos behandelt und wird in der Mittagspause sicher nicht neben uns sitzen wollen. Wir sind keine Roboter – und Kommunikations-Faux-pas sind menschlich und grundsätzlich verzeihbar.
Aber sie sind nicht nur verzeihbar, sondern oft auch vermeidbar!
Besonders bei der verbalen Kommunikation gibt es ein paar einfache Grundregeln, die leider in vielen Unternehmen und anderen Sozialgefügen konstant missachtet werden.

„Bitte“ und „Danke“ sind Zauberwörter

„Das ist doch wirklich völlig banal!“, mag der ein oder andere nun denken. Und: „Das weiß doch wirklich jeder!“
Wir alle wissen, dass diese beiden kleinen Wörter nicht nur zum guten Ton gehören und auf eine zivilisierte Herkunft schließen lassen. Wir erfahren auch täglich, dass unsere Sympathie beim Gegenüber steigt, wenn wir uns die Zeit nehmen, höflich zu bitten anstatt zu fordern, und wenn wir uns aufrichtig bedanken, anstatt wortlos mit dem Gewünschten von dannen zu ziehen.
Es ist wirklich banal. Und trotzdem wird bereits dieser kleinste Nenner wertschätzender Kommunikation oft nicht erfüllt. Nicht im privaten Umfeld und leider erst Recht nicht in Unternehmen.

„Ich habe keine Zeit, ich bin im Stress.“

„Der weiß doch, dass ich das brauche, da muss ich nicht drum bitten.“

„Das gehört zu Ihren Aufgaben, da muss ich mich nicht immer wieder bedanken.“

Das sind Standardsätze, die fallen, wenn wir Kommunikations-Situationen und -Probleme analysieren. Und auch wenn diese „Argumente“ vielleicht einerseits vertretbar sind, so sind sie doch ein trauriges Signal für den aktuell herrschenden sozialen Umgang miteinander.
Wenn der kleinste Nenner, also die Basis wertschätzender Kommunikation bereits wackelt, wie soll darauf eine stabile Grundlage für die weitere Kommunikation und ein konstruktives Miteinander entstehen? Wie sollen Mitarbeiter langfristig motiviert bleiben und hinter ihrem Unternehmen stehen, wenn Sie das Gefühl haben, dass ihre Arbeit weder wahrgenommen noch wertgeschätzt wird?

Wertschätzung ist ein Grundbedürfnis

Höflichkeit und Freundlichkeit sind weit mehr als ein Zeichen guter Erziehung. Sie signalisieren Wertschätzung. Und wertgeschätzt zu werden, ist ein menschliches Grundbedürfnis.
Wir alle haben wohl schon selbst einmal erfahren, wie frustrierend es ist, in einer Gruppe zu sein, wo wir nicht gesehen und für das, was wir tun, nicht anerkannt werden. Dieser Frust lässt uns langsam aber sicher resignieren, wir fühlen uns nicht respektiert und stellen uns irgendwann die Sinn-Frage:

„Was hat das hier für einen Sinn, wenn es doch niemanden interessiert, was ich täglich leiste? Wenn ich statt eines freundlichen Wortes noch einen blöden Spruch reingedrückt bekomme oder gar nicht wahrgenommen werde? Wenn alles, was ich tue als selbstverständlich abgetan wird und ich weder gelobt noch gefördert werde?

Dieses Szenario ist in vielen Unternehmen leider traurige Wahrheit – die innere Kündigung, die fehlende Motivation der Mitarbeiter und zurückgehende Produktivität sind die logische Folge. Auf Dauer wirkt sich dies schädigend für das Unternehmen aus, auch wenn man ständig hört, dass heutzutage „jeder irgendwie ersetzbar“ ist.
Dabei kann es doch so einfach sein, durch ehrliche wertschätzende Kommunikation die Menschen zu würdigen und dauerhaft zu motivieren.

Kein Aufwand – riesige Wirkung

Es ist tatsächlich kein Aufwand, die absoluten Grundlagen wertschätzender Kommunikation täglich anzuwenden:
ein freundliches „Guten Morgen“, anstatt wortlos im Büro zu verschwinden,
ein ehrlich gemeintes Lob für eine abgeschlossene Arbeit,
eine anteilnehmende Frage, sofern bekannt ist, dass ein Kollege gerade vor einer besonderen Herausforderung steht,
einen Wunsch als Bitte und nicht als brachiale Forderung zu formulieren, und sich „sogar“ für ein Vergreifen im Ton entschuldigen zu können.
Die Liste dieser Kleinigkeiten lässt sich beliebig fortführen

Es bedarf weder eines perfekten Beherrschens der gewaltfreien Kommunikation, noch müssen sich alle Beteiligten ständig in den Armen liegen. Es sind wie so oft die kleinen Dinge, die, sofern sie konstant angewandt werden, eine dauerhafte positive Veränderung erreichen. Und die Wirkung dieser kleinen Veränderungen im Umgang miteinander ist bewiesenermaßen riesig: Es sind immer wiederkehrende kleine Zeichen der Wertschätzung, die jeden von uns aufbauen und uns das nötige Selbstvertrauen geben, uns weiter zu entwickeln und zu engagieren. Je mehr wir uns gegenseitig davon geben, desto mehr bekommt jeder einzelne von uns zurück.
Die Folge für das große Ganze: Je stärker und motiviert der Einzelne ist, desto besser entwickelt sich das ganze System, die Organisation oder das Unternehmen.

Sind das nicht ein paar wirklich gute Gründe dafür, das Thema Wertschätzung in Zukunft nicht nur theoretisch zu würdigen und wirkungsvoll auf der Website zu platzieren, sondern sinnvoll mit Leben zu füllen?

 

Bildnachweis: „Thank you“: Rhedee// flickr.com