VERÄNDERUNG!
Erst der Schmerz, dann das Vergnügen
Mir reicht’s!
So kann es nicht weitergehen!
Wie oft sagen wir diese Sätze, wenn wir die Nase voll haben, wenn uns das Gewohnte zur Weißglut treibt oder einfach nur zu Tode langweilt?
Und wie häufig begegnen uns solche Sprüche in unserer Umgebung? Wenn wir im Café (meist ungewollt) den Gesprächen am Nebentisch zuhören, wir in irgendeiner Warteschlange stehen oder uns zum x-ten Mal von der besten Freundin anhören, dass sie Ihre aktuelle Partnerschaft eigentlich schon abgeschrieben hat, wenn…. Ja wenn sich nicht endlich was ändert.
Manchmal macht es einfach nur Spaß, Dampf abzulassen, sich über jemand anderes leidenschaftlich zu beschweren, sich in Gemeinschaft aufzuregen oder traumhafte Luftschlösser zu bauen.
Aber oft liegt in solchen Äußerungen auch ein tiefes Bedürfnis nach Wandel, ein offenes oder unterdrücktes Unglücklichsein mit dem, was ist und eine Sehnsucht nach einer irgendwie gearteten Verbesserung. Ach ja, es soll sich was verändern!
Veränderung ist ein großes Thema, Veränderung ist Bewegung, Veränderung geht vorwärts.
Veränderung ist irgendwie cool und entspricht unserem dynamischen Zeitgeist. Schnell, lösungsorientiert, auf Optimierung ausgerichtet.
Aber was genau ist Veränderung eigentlich, und was ist unsere Rolle in diesem „game of change“?
Veränderung fängt bei Dir an!
Die meisten meiner Klienten kommen mit dem Wunsch nach Veränderung zu mir. Viele haben sogar eine konkrete Idee, wie das Ergebnis dieser Veränderung aussehen soll.
Aber ganz ehrlich: Wenn wir uns eine Veränderung wünschen, haben wir dabei oft die anderen im Visier, oder?
Mein Chef soll mich endlich anerkennen.
Mein Mann soll mich besser verstehen.
Meine Frau soll mehr Verständnis für meine berufliche Belastung zeigen.
Wünsche nach Veränderung haben wir viele – Andere zu deren Erfüllung zwingen können wir leider meistens nicht.
Und das ist die erste Erkenntnis, der wir uns stellen müssen:
Veränderung fängt bei Dir, bei mir und bei jedem Einzelnen an, der eine Veränderung erreichen möchte. Delegieren funktioniert hier nicht.
Sicher gibt es ein paar Veränderungen, die von außen an uns herangetragen werden, und mit denen wir irgendwie klarkommen müssen: Umstrukturierungen in der Firma, schlechtes Wetter im Urlaub, der Diebstahl der Handtasche sind lästige Ereignisse, denen wir mehr oder weniger ausgeliefert sind.
Die meisten Veränderungen in unserem Leben können wir aber glücklicherweise beeinflussen und selbst gestalten. Voraussetzung dafür ist Eigeninitiative, und Eigeninitiative ist anstrengend.
Ist die Veränderung immer noch Dein Ziel, oder nimmt die Bequemlichkeit gerade wieder überhand?
Ist es vielleicht so, wie es ist, doch nicht so schlimm? Ist es nicht doch angenehmer, im gewohnten Frust zu bleiben als die Chance auf einen (möglicherweise unbequemen oder beängstigenden) Neuanfang zu ergreifen?
Schon bei dieser ersten Etappe der Veränderung biegen viele in Richtung gewohnte Komfortzone ab. Schade!
Jede Veränderung zieht Kreise
Der berühmte Spruch von Albert Einstein besagt, dass der größte Wahnsinn ist, alles beim Alten zu lassen und zu erwarten, dass sich etwas verändert – und wie so oft liegt er damit richtig. Ohne Abweichen vom Gewohnten keine Veränderung.
Die nächste Erkenntnis ist, dass eine Veränderung nie isoliert wirkt, sondern in unserem Leben weite Kreise zieht. Sie wirkt auf unser gesamtes System. Wenn wir an einer kleinen Schraube drehen, werden sich automatisch auch andere Komponenten unseres Lebens verändern.
Und das kann zu Erschütterungen führen, zu Verlusten und Chaos, bevor sich dieses wieder lichtet und sich ein freier Neuanfang abzeichnet.
Diesen Prozess zu durchschreiten kann sehr schmerzhaft sein.
Bist Du bereit, das auszuhalten?
Veränderung hat ihren Preis
Für alles, was wir durch die Veränderung an Neuem gewinnen, zahlen wir einen Preis. Wir lassen Altes zurück.
Manchmal zeigt sich dieser Preis sofort:
Ein Klient trennt sich von seiner Frau, sie zieht aus und nimmt die Kinder mit. Der Mann hat nun zwar die lang ersehnte Freiheit, sieht seine Kinder aber nur noch alle zwei Wochen.
Manchmal kommt der Preis erst langsam ans Licht:
Eine Klientin hat endlich die ersehnten 20 Kilo abgenommen und fühlt sich jetzt wie ein Top-Model. Herrlich! Genau das, was sie schon so lange wollte! Dumm nur, dass sie jetzt auf das regelmäßige Kuchen- und Abendessen mit ihren Freundinnen verzichtet, denn das könnte ihren Vorsatz, rigoros auf Zucker und Weizen und Kohlehydrate nach 18 Uhr zu verzichten, wieder zunichtemachen. Langsam beginnt sich die Topmodel-Figur-Frau einsam fühlen, und der Verdacht kommt auf, dass das Aufgeben der Geselligkeit ein ziemlich hoher Preis für 20 Kilo weniger ist.
Was nun?
Welchen Preis bist Du bereit zu zahlen – und wie sehr willst Du die Veränderung wirklich?
Diese beiden Fragen können uns sehr lange beschäftigen, denn hier spielen fast alle Faktoren, die unser Leben prägen, eine Rolle. Unser soziales und familiäres System, unsere Werte, Glaubenssätze und Ideale, unsere Vorstellungen von Karriere, Erfüllung, Erfolg etc.
Wenn wir wirklich den Mut zur Veränderung (und ich rede hier jetzt nicht von dem Kauf eines Mohn- anstelle eines Sesambrötchens, sondern von einer wirklichen, lebensbeeinflussenden Veränderung) haben, werden wir eine Lawine von Konsequenzen lostreten, die wir zwar zum Teil im Voraus bedenken, aber nicht alle im Verlauf planen können.
Und diese Konsequenzen können schmerzhaft werden, weil wir Gewohntes aufgeben, weil wir etablierte Strukturen aufbrechen, wir uns selbst neu erfinden und unser altes Ich verabschieden. Weil wir vielleicht ertragen müssen, dass Andere unsere Veränderung verurteilen und sich gegen uns stellen.
Deshalb nochmal die Frage:
Wie sehr willst Du die Veränderung wirklich?
Echte Veränderung braucht Mut zur Ehrlichkeit
Manchmal brüllt uns der Wunsch nach Veränderung regelrecht an:
Wenn wir jeden Morgen mit Magenschmerzen und Herzrasen zur ungeliebten Arbeit gehen, deswegen nachts nicht schlafen können und uns ständig gereizt fühlen, können wir uns dem Handlungsbedarf wohl kaum entziehen (und NEIN: Burnout ist keine gute Lösung!).
Wenn wir auf dem Dorf leben und uns dabei ertappen, wie wir ständig sehnsüchtig an diverse Großstädte denken, uns wie in Ketten fühlen und den Eindruck haben, dass das Leben an uns ungenutzt vorbeizieht – dann sollten wir uns auf den Weg machen.
Dann ruft die Veränderung ganz laut!
Aber es gibt nicht nur die lauten Stimmen, die uns zurufen, dass sich endlich etwas verändern soll, es gibt auch die leisen Töne, das innere Flüstern, dass uns zuraunt, dass wir in manchen Bereichen unseres Lebens nicht wirklich zufrieden sind und uns nach Veränderung sehnen. Das Flüstern, dass wir gern für lange Zeit überhören und versuchen, mit vernünftigen Argumenten zum Schweigen zu bringen. Dieses abgeklärte „eigentlich ist alles ok, aber…“
Uns diesen Stimmen zu stellen, fordert von uns Mut und Ehrlichkeit.
„Eigentlich bin ich glücklich in meiner Partnerschaft, aber ich muss ständig an die faszinierende Frau denken, die ich zufällig kennen gelernt habe und bei der ich mich so lebendig fühle, wie schon lange nicht mehr.“
„Eigentlich bin ich zufrieden mit der Stelle im Betrieb meines Schwiegervaters, ist auch die vernünftigste Lösung. Wenn da bloß nicht die schlaflosen Nächte wären, in denen ich mich frage, warum ich damals nicht den Mut hatte, mich mit meiner eigenen Manufaktur selbständig zu machen.“
Diese leisen Stimmen meinen es gut, denn sie zeigen uns unsere innersten Wünsche und führen uns ganz nah an unsere Seele heran. Aber sie können auch sehr grausam sein, denn sie zeigen uns, dass wir Sehnsüchte und unerfüllte Bedürfnisse haben, obwohl es uns „eigentlich“ gut geht, bzw. gut zu gehen hat!
Sie sagen uns, dass wir etwas Wichtiges in unserem Leben vermissen. Dann kriegen wir oft ein schlechtes Gewissen, haben Angst, Andere, die es gut mit uns meinen, zu verletzen, ein an sich stabiles und laufendes System zu erschüttern und viel kaputt zu machen. Dann möchten wir uns manchmal einfach nur verkriechen und hoffen, dass diese „Phase“ irgendwie wieder vorübergeht.
Aber gerade diese latenten Sehnsüchte, diese leisen Stimmen in uns verdienen, gehört zu werden. Denn von selbst schweigen werden sie nicht.
Diese Stimmen sind wie ein brodelnder Vulkan, auf dem wir versuchen, verzweifelt zu tanzen, bevor er irgendwann unweigerlich ausbricht – wenn wir nicht den Mut aufbringen, ehrlich zuzuhören.
Was willst Du mir sagen?
Der Wunsch nach Veränderung entsteht nicht aus dem Nichts, er entsteht in uns und ist Zeichen der Sehnsucht, uns zu verwirklichen und uns treu zu bleiben. Uns freizumachen von Zwängen, Konventionen und Strukturen, die vielleicht einmal gepasst haben, denen wir uns aber, wenn wir ehrlich sind, entwachsen fühlen.
Unsere innere Sehnsucht stellt uns genau die Fragen, die wir brauchen, um uns individuell entfalten zu können. Wenn wir unseren persönlichen Weg finden und gehen möchten, müssen wir Ihnen zuzuhören. Bringen wir diesen Mut nicht auf, ist jeder Versuch einer authentischen Veränderung sinnlos.
Was erfüllt mich wirklich?
Woran hängt mein Herz?
Wie kann ich meinen Werten entsprechend leben?
Worauf will ich in Zukunft verzichten?
Diese Fragen sind der Antrieb, den wir benötigen, um uns auf den Weg zu machen.
Ehrlich in uns reinzuspüren und diese Botschaften liebevoll anzunehmen, ist die Voraussetzung für eine gelungene und authentische Veränderung.
Nur dann können wir die Antworten finden, die uns wirklich weiterbringen. Nur dann können wir klar sehen und unseren Veränderungsprozess erfolgreich gestalten.