Einfach mal was Echtes – oder Endstation Sehnsucht?

Fake erkennen

In einer Welt, in der sich fast jeder das Label verpasst, „real“ zu sein, haben wir es mit verdammt vielen Fälschungen zu tun.

Fake-Fotos, Fake-News, Fake-Accounts… F-Wörter bekommen eine ganze neue Bedeutung. Wahrheit von Fälschung zu unterscheiden ist zu einer nie endenden Sisyphos-Arbeit geworden. Es ist ermüdend, ernüchternd und erschreckend. Auch die E-Wörter spielen hier offenbar eine Hauptrolle.
Und die große Frage, die über allem schwebt wie eine graue Fledermaus: Worauf können wir überhaupt noch vertrauen?

Mit dieser Frage hat auch Lisa zunehmend zu kämpfen. Sie schwankt zwischen Desorientierung und Gutgläubigkeit, Angst und Wut, Abgrenzung und dem verständlichen Gefühl, irgendwie dazugehören zu wollen. Sie balanciert auf dem Drahtseil zwischen gesunder Intuition und ängstlichem Selbstschutz. Und sie spürt, dass Ihre Verunsicherung wächst wie eine kalte Mauer, die sie immer befangener macht und ihrer Offenheit die kräftig Flügel gestutzt hat. Nach zahlreichen enttäuschenden Onlinedating-Erfahrungen, in der von Fake-Accounts über reichlich geschönten Fotos und komplett gelogenen Angaben alles dabei war, fühlt sich Lisa leer und desillusioniert. Und auch die beunruhigende Weltlage und die Tatsache, dass Fake-News dank einiger Polit-Egomanen salonfähig geworden sind, helfen nicht wirklich, um Vertrauen zu behalten geschweige denn aufzubauen.

Lisa wünscht sich „einfach mal was Echtes!“

„Es kann doch nicht sein, dass ich gefühlt die einzige Person bin, die sich wünscht, echten Inhalt statt einer Mogelpackung zu bekommen. Es kann doch nicht sein, dass sämtliche Menschen offenbar einen 3fach gefilterten Avatar vor einem echten Menschen bevorzugen. Bin ich wirklich die einzige, die eine echte Beziehung zu einem echten Menschen mit Ecken und Kanten haben will? Die das wahre Leben spüren möchte, statt instagrammable Fake-Bilder hochzuladen, um ein gefälschtes Leben zu suggerieren? Die einfach nicht verarscht werden will weder im Kleinen noch im Großen?“
Lisa wünscht sich wahre Liebe, echte Bilder, vertrauensvolle Nachrichten, aufrichtige Menschen. Und das ist mehr als verständlich. Als sicherheitsorientierte Wesen brauchen wir verlässliche Leitplanken, auf die wir wirklich vertrauen können und die beständig bleiben. Und genau diese Leitplanken sind uns durch die Möglichkeiten der modernen Technik und die Änderungen der zwischenmenschlichen Verhaltens-„Etiquette“ abhanden gekommen.

Aber warum fallen so viele Menschen bewusst auf die ganzen falschen Bilder und Inhalte herein, wo die meisten doch ganz genau wissen, dass ihnen Influencer XY und Politiker YZ einen riesigen Bären aufbinden? Warum streben so viele nach einem Schönheitsideal, dass doch ganz klar von KI und/ oder diversen giftigen Substanzen generiert ist?
Vermutlich weil der Gedanke, dass doch alles so perfekt und einfach sein KÖNNTE, eine unwiderstehliche Anziehungskraft auf uns ausübt wie ein hochgiftiger roter Apfel. Wir wissen, dass er uns krank macht, aber wir beißen dennoch krachend rein. In die Illusion der ewigen Glückseligkeit lässt man sich gern fallen, wie auch immer dieses Glück individuell aussehen mag. Es trifft einen Schmerzpunkt in uns allen, den leider nur wenige auf gesunde Weise bearbeiten und akzeptieren können.

Den Schmerzpunkt unserer Imperfektion.

Der „Makelhaftigkeit“ der Welt, des eigenen Lebens und der eigenen Person – oder in anderen Worten: Die Akzeptanz, dass weder wir noch unser Leben perfekt sind. Wer resilient und selbstbewusst ist, weiß: Es muss auch nicht perfekt sein, denn dafür sind wir eben Menschen. Nahbarkeit liegt in der Ehrlichkeit und der damit verbundenen Verletzbarkeit.
Aber für viele ist die Flucht in die Konfettiwelt des Fakes viel einfacher – und leider finden viele dort auch nicht wieder heraus. Sie verirren sich in immer wirrer werdenden Idealen, Ansprüchen, Selbstaffirmationen, Meinungen und isolieren sich immer mehr von der realen Welt, in der viele fast nicht mehr überlebensfähig zu sein scheinen. Fake ist dann das neue Real und die komplexe Welt da draußen wird einfach ausgeblendet.
Dann wird die Lüge zur „normalen“ Kommunikation, das in der Wohnung inszenierte Insta-Profil zum Ersatz fürs Rausgehen ins echte Leben, der provozierende simple Tweed zur Weltanschauung und das glatt gespritzte Maskengesicht zur Leugnung unserer Vergänglichkeit und zum Ersatz für echte Gefühlsregungen. Jede Menge neue psychische Krankheitsbilder und diverse Körperwahrnehmungsstörungen sind die Folgen.

Lisas Verzweiflung bzgl. dieser Prozesse ist nur allzu verständlich. Denn sie fühlt sich machtlos und kämpft gefühlt gegen rasante, ständig mahlende Windmühlen. Und sie hat teilweise Recht damit. 
Wir können diese Entwicklung anderer Menschen und dieser Trends leider nicht aufhalten. Wir können nur unseren eigenen Beitrag dazu leisten, uns so echt wie möglich zu zeigen in der Überzeugung, dass unser Wert unantastbar ist und wir ohne Fälschung immer gut genug sind. Und wir können lernen darauf zu vertrauen, dass unser authentisches Verhalten eine positive Wirkung erzielt. Dass wir dadurch die richtigen Menschen finden, die wirklich zu uns passen (auch wenn das manchmal lange dauern mag). Wir können andere Menschen durch unser Tun inspirieren, sich wieder an die Echtheit ranzutrauen und diese wertzuschätzen. Dann bleiben wir in unser Selbstwirksamkeit, egal wie verrückt die Welt da draußen spielt.
Wenn wir uns nicht von jeder Nebelkerze verwirren lassen, sondern unseren klaren Blick behalten. Wenn wir uns vor den Fake-Quellen bewahren, die uns erwiesenermaßen überhaupt nicht gut tun. Weniger ist oft mehr. Wahlloser Überkonsum ist auch hier keine gute Idee.  Das alles sein lassen, damit wir sein dürfen.

Uns darauf konzentrieren, was uns wirklich die Kraft und Sicherheit gibt, die wir brauchen.

Lisa hat gelernt, ihre Prioritäten neu zu setzen und sehr viel auszusortieren, vielen Accounts zu ent-folgen, Abos abzumelden und dafür ihre Zeit für sich wirklich sinnvoll zu nutzen. Weniger Einfluss von außen, mehr Kontakt zu ihrem Inneren. Wieder mehr auf ihre Intuition hören als auf dieses ständige Geplärre von außen. Diesen eigenen Gestaltungsraum eigenverantwortlich und achtsam abzustecken hilft ihr, den Boden unter den Füßen zu behalten. Es hält sie in ihrer Kraft, da sie die Fake-Energieräuber nun besser identifizieren und eliminieren kann.

Macht das die Welt besser?

Lisas Welt bestimmt!

Foto: www.pexels.com

Filter, Fake und Frustration – wie authentisch darf ich heute noch sein?

Blogpost Schmiegelt

Disclaimer: Dieser Text wurde wie alle anderen Beiträge auf meiner Homepage NICHT mit Chat-GPT verfasst, sondern ist ganz altmodisch das kreative Ergebnis meines eigenen Gehirns.

Es ist nicht leicht, heutzutage herauszufinden, wer man wirklich ist und das auch selbstbewusst nach außen zu vertreten. Zu groß ist die Verlockung der perfekten Inszenierung der eigenen Person mittels einfach zu bedienender Filter auf diversen Netzwerken, zu zwingend erscheint die Aufrechterhaltung der Illusion von Erfolg, Entspanntheit, Beliebtheit und dem makellosen Äußeren. Und zu groß die Scham, nicht mithalten zu können im Wettlauf der oberflächlichen Eitelkeit und des Konkurrenzkampfs um Likes und Herzen.
In einer Zeit, wo uns suggeriert wird, dass sich unser Wert an dem Wohlwollen einer anonymen Menschenmenge messen lässt, die uns entweder mit Daumen hoch oder Hate-Kommentaren beschenkt. Wo uns künstliche Intelligenz und globale Vernetzung vieles leichter machen, uns aber auch viel wegnehmen – unter anderem das Zutrauen in unsere eigenen kreativen Fähigkeiten und eine authentische Selbstdarstellung, die vielleicht nicht massentauglich dafür aber ehrlich ist.

Aber können wir mit dem, was wir selbst unverfälscht beisteuern, heute noch zufrieden sein geschweige denn erfolgreich werden?

Wenn man den diversen selbsternannten „Businesscoaches“, die angeblich alle Millionäre sind, Glauben schenkt, ist die Antwort ganz klar: NEIN. Echte Authentizität ist was für die, die noch nicht kapiert haben, wie Erfolg heute wirklich geht.
Die vermeintlich gutmeinenden Visionäre reden uns gern ein, dass wir jeden Monat hohe fünfstellige Umsätze erzielen werden, wenn wir das Internet mit den ständig selben Plattitüden fluten und unser gefiltertes Gesicht auch gern in Verbindung mit viel Sex-Appeal mit den schon tausendfach gehörten Floskeln in zahlreichen „Reels“ inszenieren. Wenn wir dauernd posten, wofür wie dankbar sind, wie strahlend wir unser eigenes Ich feiern, wie stark wir mit unserer Schöpferkraft verbunden sind, wie gern wir grüne Smoothies trinken und jeden Tag so leben wie unseren letzten. Blablabla…
Und wenn es dann mit dem Erfolg nicht klappt – dann haben wir offenbar etwas falsch gemacht und sollten unbedingt das überteuerte Upgrade-Programm buchen, um gerade noch die Kurve zu bekommen. Von nichts kommt schließlich nichts – davon abgesehen, dass wir ans Universum offensichtlich noch nicht die richtigen Erfolgsvibes gesendet haben. Kurz gesagt, wir sind an den nötigen Anforderungen gescheitert, haben nicht genügt. Was von diesem ganzen Mist häufig übrig bleibt, sind vollkommen verunsicherte, frustrierte Menschen, die jegliches Vertrauen in sich selbst und in ihren eigenen Wert verloren haben. Die glauben, aus sich selbst heraus nicht gut genug zu sein, um in dieser Welt ihre eigene Definition von Erfolg und Erfüllung zu erreichen und ein schlechtes Gewissen haben, wenn Sie morgens einfach ihren schwarzen Kaffee trinken und Radio hören, statt beseelt lächelnd Zitronenwasser zu trinken und ihr tägliches „journaling“ zu absolvieren (früher nannte man das Tagebuch schreiben, aber das klingt natürlich nicht so fancy).

Was sind wir wirklich noch selbst, und was haben wir uns aufzwingen lassen und ganz selbstverständlich mittlerweile in unsere Identität integriert?

Wie abhängig sind wir von der Resonanz von unbekannten Menschen, mit denen uns im wirklichen Leben gar nichts verbindet? Wie sehr gebe ich die Beurteilung meines eigenen Werts in fremde Hände, die ihre eigenen Projektionen an mir abarbeiten und häufig nur mein Geld wollen? Wieviel meiner eigenen Kreativität lasse ich mir von KI glattbügeln aus Angst vor mangelnder Perfektion?

Auch ich poste gern Bilder, die mir Freude machen, und Gedanken, die ich teilen möchte. Es ist meine kleine kreative Auszeit – ohne wirtschaftliche Absicht und ohne Unterstützung weiterer Hilfsmittel. Wenn es jemandem gefällt, freut es mich. Wenn nicht, kann ich gut damit leben. Ich genieße diese Unabhängigkeit und den fehlenden Vergleichsdruck. Den Weg zu dieser Freiheit musste auch ich mir mit viel Geduld erarbeiten, diverse Male hart hinfallen und mühsam wieder aufstehen. Vielleicht bin ich mittlerweile auch einfach zu alt für diesen ganzen Mist und dafür bin ich sehr dankbar.
Fake führt unweigerlich zur Frustration, denn Fake kann niemals wirkliche Verbindung schaffen. Weder zu uns selbst noch zu Anderen. Wir Menschen brauchen als soziale Wesen wirkliche Verbindung, das Gefühl gut aufgehoben zu sein und aus uns selbst heraus zu genügen. Und dafür brauchen wir Ehrlichkeit. Ehrliche Verbindung erfüllt uns statt uns zu frustrieren. Und das geht nur über qualitativ hochwertige Beziehungen und nicht über die anonyme „Community“. KI-erstellte Beiträge und hoch gefilterte Bilder mögen bisweilen perfekter aussehen und korrekter konzipiert sein als unsere eigenen Worte, aber nur letztere drücken uns wirklich aus (und bevor ich als rückwärtsgewandt bewertet werde: Natürlich gibt es viele Bereiche, wo die KI absolut sinnvoll ist).

An uns selbst zu glauben, unseren Wert als absolut unantastbar anzusehen, uns aus unserem Inneren heraus gut genug zu finden, egal, was irgendein Instacoach oder Influencersternchen uns einreden möchte, ist wirklicher Erfolg. Dieser Erfolg beginnt mit einer bewussten Entscheidung für uns selbst. Und die kann jedeR für sich treffen.

Zum Glück!